Chris Strochon
Berlin, 30. Januar. Bis unters Dach zog sich ein liebliches Duftgemisch aus Haschisch und Whiskey. Über den Balkonbrüstungen baumelten ideenreich bekleidete Hippie-Beine. Und dazu betäubten Klänge von der Phonstärke eines Raketenbasis die Ohren. Mitternacht im Theater des Westens: Auf der Bühne probten vier junge Männer am Mittwoch den Aufstand gegen Opas Oper. "Tommy" - das Beatwerk der englischen Gruppe "The Who", schlug wie ein Vorschlaghammer auf das Publikum ein.
Wie gut, daß der gewitzte Besucher sich vorher über den Inhalt informiert hatte. Denn die Geschichte des taubstummen und blinden "Tommy", der nichts kann als flippern, versteckte sich schamhaft hinter riesigen Dekorationen: überdimensionalen Verstärkeranlagen, die die Sirenenklänge der lungenstarken "Who" zum Klang-Inferno gestalteten.
Hinter den Boxen huschte des öfteren ein eiliges Wesen vorbei: Es brachte flüssigen Nachschub, damit den vier Akteuren an Stimme, Schlagzeug und zwei Gitarren der Dampf nicht ausging.
Immerhin: Das Wort Beat-Oper wollten nicht einmal die Künstler selbst ins Gespräch bringen. Ihnen sei als Bezeichnung für "Tommy" halt nichts besseres eingefallen, entschuldigte sich Obermimer Peter Townshend im weißen Tankwartanzug. Taub und benommen entließ "Tommy" seine Zuhörer. Sie beschlossen, sich das Opus demnächst lieber auf der Schallplatte anzuhören. Da kann man die Lautstärke regeln...
Note
Writer maybe mispelled.