Matthias Stolla
The Who, gibt's die noch? Zumindest in Fulda-Sickels dürfte daran kein Zweifel bestehen. Die Konzertbesucher am Samstag waren gewarnt und kauften fleißig die eigens angebotenen Ohrstöpsel. Die Engländer sind keine Leisetreter, auch ohne die verstorbenen Gründungsmitglieder Keith Moon und John Entwistle erschaffen Pete Townshend und Roger Daltrey verstärkt um Ringo Starrs Sohn Zak an den Drums, John "Rabbit" Bundrick an den Keyboards, Pino Palladino am Bass und Townshends Bruder Simon an der zweiten Gitarre eine Soundkulisse, die das vorausgegangene Gewitter locker in den Schatten stellt. Who ohne Lautstärke ist nicht denkbar. Es kracht auf dem ehemaligen Flugplatzgelände, wo es von Who-T-Shirt-Trägern nur so wimmelt. 5000 Fans verfolgen das knapp zweistündige Konzert. Daltrey und Townshend sind gut gelaunt. Daran können auch kleinere technische Probleme nichts ändern.
Keine Partyband
The Who war nie eine Partyband. Townshends Frust über seine unglaublich große Nase oder über den größeren Erfolg der Beatles und Stones verdankt die Welt jede Menge Rock-Klassiker. Allen voran "My Generation", das die Engländer auf gut zehn Minuten ausdehnen. "I Hope I Die Before Get Old", singt Daltrey auch nach über 40 Jahren völlig ungeniert. Die Band liebt das Risiko: Townshend improvisiert gerne - manchmal etwas neben der Spur, dann wieder auch atemberaubend emotional. Sein Zusammenspiel mit Drummer Starkey erinnert manchmal an die gute alte Zeit mit Keith Moon. A propos gute alte Zeit: Von der schwärmen viele an diesem Abend. Längst ergraute Fans liegen sich selig in den Armen, fachsimpeln über Woodstock oder gönnen sich mit ihrem erwachsenen Nachwuchs ein Vater-Sohn-Erlebnis. Die T-Shirt-Verkäufer haben sogar einen Baby-Body mit The-Who-Aufdruck im Angebot.
Tommy-Medley Klassiker prägen das Programm. Das unverwüstliche "I Can't Explain" etwa, "Substitute" oder "Behind Blue Eyes". Über die Videoleinwand flimmern bunte Collagen oder Filmausschnitte aus den 60ern. "Who Are You" ist ein erster Höhepunkt, die Band kommt in Fahrt. Townshend ärgert sich über irgendetwas an der Gitarre und tauscht sie aus. Der Roadie kommt nicht zur Ruhe, aber die Gitarre überlebt. Kleinholz gibt es nicht in Fulda. Townshend plaudert über das schöne Osthessen und lässt seinen Arm über die Saiten kreisen.
Zwischendurch gibt es drei Songs aus dem neuen Album "Endless Wire", ehe "Won't Get Fooled Again" gewohnt bombastisch den Schlusspunkt setzt. Das Tommy-Medley als Zugabe versöhnt die Woodstock-Fanatiker mit "Pinball Wizard", "Sparks" und "See Me Feel Me". Und ganz zum Schluss beweisen Townshend und Daltrey mit dem berührenden "Tea And Theatre", dass sie inzwischen eben doch altern, aber eben mit Würde - trotz Baby-Body.
Note
Hi, anbei mein Artikel aus der Heilbronner Stimme zur gefälligen Verwendung. Liebe Grüße Mit freundlichen Grüßen Medienunternehmen
Matthias
Matthias Stolla
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