Christoph Forsthoff
Am Ende standen die beiden älteren Herren Arm in Arm auf der Bühne, blickten versonnen ins Stadtpark-Halbrund und winkten, fast ein wenig wehmütig, den 4000 jubelnden Fans zu. War wohl doch nicht alles ganz so schlecht damals, in den 60er- und 70er-"The Who"-Jahren, wie Pete Townshend kürzlich frustriert behauptet hatte. Vielleicht schließt man(n) mit dem Alter ja auch seinen Frieden mit der Vergangenheit und erkennt, dass da sehr wohl auch über die Rock-Operette "Tommy" hinaus Werke fürs Geschichtsbuch geschaffen wurden. "Behind Blue Eyes" etwa: Der Mega-Hit von Limp Bizkit ist nämlich ein Who-Klassiker, der an diesem Abend ebenso frisch und treibend präsentiert wurde wie all die anderen großen Songs aus 40 Jahren Band-Erinnerungen.
Natürlich schwingt da auch reichlich Nostalgie mit (und das nicht nur auf der Riesenleinwand im Hintergrund) an jene Zeiten, als Townshend und Roger Daltrey mit den inzwischen verstorbenen Keith Moon und John Entwistle die Musikwelt umkrempelten, eine schnoddrige Jugend die braven Spießbürger provozierte, wilde Schlachten zwischen Mods und Rockern entbrannten und die Polizei hilflos zusah. Und doch lässt der 62-Jährige zu "My Generation" die Gitarre wie eh und je krachen und den rechten Arm wie einen Windmühlenflügel kreisen, schwingt der ein Jahr ältere Kollege wie damals in Woodstock das Mikro am meterlangen Kabel durch die Luft und probt seinen exzessiven Schreigesang.
Mag das Geld auch Townshend mit Daltrey und ein paar jüngeren Bandmitgliedern auf Tour getrieben haben, hier wird Rock-Geschichte gelebt, statt der Oldies-but-Goldies-Nummer lustvoll mit Klang und brachialen Soundgewittern gespielt. Als Finale dann ein ganz ruhiges, fast sanftes "Tea And Theatre"-Duett: "The Story is done, 's getting colder now ..." - den 4000 indes war an diesem Abend verdammt warm ums Herz geworden.