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Geht man nach den Reaktionen des Publikums, dann war die Weltpremiere von Classic Quadrophenia am Sonntag in der Royal Albert Hall in London ein voller Erfolg. Mit Standing Ovations feierten die Fans Pete Townshend und Rachel Fuller für die neue Version des 1973er Whoalbums.
Quadrophenia hat im Laufe seiner Geschichte eine Entwicklung durchlaufen. Mit dem Mix des Originalalbums 1973 war Townshend nie ganz zufrieden, weshalb es 2011 neu abgemixt und dann 2013 auch im 5.1-Surround veröffentlicht wurde. Weiterhin präsentierten The Who zwei Liveversionen, 1996/97 und 2012/13, sowie nun "Pete Townshend Classic Quadrophenia" unter der Federführung von Townshends Lebensgefährtin Rachel Fuller. Dabei ist ihr wirklich eine überzeugende Umsetzung gelungen.
Genau diese Version feierte am Sonntag (5. Juli 2015) die Weltpremiere. Dabei waren alle Gaststars, die auch auf der CD mitsingen - also mit Phil Daniels als Jimmys Vater, Billy Idol als The Ace Face und natürlich Pete Townshend als The Godfather. Die Rolle des Jimmy sang Alfie Boe, beliebter Star-Tenor aus England. Dirigiert wurden das Royal Philharmonic Orchestra und der London Oriana Choir von Lou Reizner, und so standen immerhin knapp 200 Musiker auf der Bühne der altehrwürdigen Halle.
Wenn es eine Enttäuschung gab, dann sicher die, dass Townshend, festlich gekleidet im schwarzen Anzug, selbst nur bei drei Songs auf der Bühne stand. The Punk and the Godfather sang er gemeinsam mit Alfie Boe, und bei I'm One und Drowned spielte er die Akkustik-Gitarre. Hier hätte man sich gewünscht, dass der Who-Gitarrist zumindest I'm One auch selbst gesungen hätte, denn Alfie Boe sang zwar perfekt, doch es gelang ihm vielfach nicht, das Gefühl des Protagonisten Jimmy rüberzubringen.
Besonders deutlich wurde dies beim letzten Stück Love Reign O'er Me, was der Tenor zwar perfekt und überzeugend sang, aber es fehlte die Leidenschaft Roger Daltreys, die der Who Sänger in jedes Wort legt. Daltrey lebt jeden Ton!
Trotz dessen kam eine tolle Stimmung auf, worum sich gerade Alfie Boe sehr bemühte. Von der ersten Nummer an rockte er über die Bühne und machte Stimmung, was das Publikum dankend annahm und richtig mitrockte. Boe stand natürlich im Mittelpunkt des Abends und überzeugte mit einer sehr angenehmen Präsenz auf der Bühne, die den Mitsingern genügend Freiraum gewährte.
Die Auftritte der Gaststars waren eine willkommene Abwechslung. Billy Idol hielt mit Alfie Boe gut mit, er hatte bei Bell Boy die Lacher auf seiner Seite, als er imaginäre Koffer trug. Phil Daniels war ohne Frage der Publikumsliebling und erntete reichlich Applaus, doch gesanglich war er eher fraglich. Aber nett war es.
Als Belohnung für alle gab es am Ende Blumen für Rachel Fuller und The Real Me als Zugabe mit Lou Reizner als Dirigent in einem Modparka. Hier sangen dann alle Gaststars gemeinsam, was richtig viel Spaß machte. Insgesamt eine überzeugende Premiere.